Die Geschichte vom alten zum neuen Haus
In den Jahren 1990/1991 expandierte die Universität Oldenburg; gleichzeitig bestand eine große Wohnraumnot für Studierende in Oldenburg.
In den Räumen der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG-Oldenburg), Unter den Linden 23, übernachteten zeitweise bis zu zehn Studierende, die kein Zimmer gefunden hatten.
Die KHG bekam damals das Angebot, ein über 100 Jahre altes Haus zu erwerben, dessen Grundstück direkt an das KHG-Haus anschloß. Die Peter-Gemeinde in Oldenburg nahm das günstige Angebot an und kaufte das Haus. Es wurde das Notwendigste renoviert - durch Firmen und viel ehrenamtliches Engagement. Das Haus wurde offiziell eingeweiht am 18. Juni 1991. Danach zogen die ersten sechs Studierenden dort ein. Das erste katholische Studierendenhaus in Oldenburg brauchte einen rechtlichen Rahmen. Die Peter-Gemeinde richtete deshalb eine rechtlich eigenständige Stiftung ein, die die gemeinnützigen Satzungszwecke "Förderung von Erziehung und Bildung und Schaffung von Stätten der Begegnung in Anbindung an die Katholische Hochschulgemeinde" erfüllen sollte. Der Mitarbeiterkreis der KHG von 1991 machte den Vorschlag, das Haus und die neu zu gründende Stiftung mit dem Namen des Märtyrerbischofs aus El Salvador, Oscar Arnulfo Romero, zu belegen. Dieser Vorschlag wurde aufgenommen, da in der KHG viele Kontakte nach Zentral- und Lateinamerika lebendig waren, da die KHG Profil zeigte durch ein Engagement für Frieden und Gerechtigkeit, da hier christlicher Glaube mit weiten Horizonten eingeübt und Kirche als weltweit verbundene, ökumenisch offene Lerngemeinschaft gelebt wurde. Am 10. Oktober 1991 wurde die Oscar-Romero-Stiftung - Oldenburg offiziell als "kirchliche Stiftung privaten Rechts" vom Bischöflich Münsterschen Offizialat in Vechta genehmigt sowie von der Bezirksregierung Weser-Ems bestätigt. Mit der Errichtung der Stiftung wurde ein Kuratorium bestellt, das für die Einhaltung der Satzungszwecke und der Satzungsziele verantwortlich ist und das Haus ehrenamtlich zu verwalten hatte. Im September 2000 stellte sich heraus, dass das Oscar-Romero-Haus durch Salpeter- und Holzbockbefall ganz und gar abgängig werden würde. Jegliche Form der Renovierung war ein "Fass ohne Boden". Das Kuratorium entschied, ein Neubauprojekt in Angriff zu nehmen. Ziel war, den Standort des Studierendenwohnheimes zu erhalten, da ein Haus einen wichtigen Berührungspunkt für die Hochschulpastoral darstellt. Ein überzeugendes Konzeptpapier für die Erstellung und Finanzierung eines neuen Oscar-Romero-Hauses und seine Einbindung in die Hochschulpastoral wurde erarbeitet, das die Zustimmung des Weihbischofs in Vechta, Dr. Max Georg von Twickel, erhielt. Um ein Neubauprojekt zu verwirklichen, brauchte es Eigenmittel, über die die Stiftung nur sehr gering verfügte. Vorrangige Aufgabe war also, in einem ersten Schritt sogenannte Eigenmittel zu bekommen: durch die Gewinnung von Spenderinnen und Spendern und Menschen bzw. Institutionen, die der Stiftung zinslos Darlehen zur Verfügung stellen würden. In Verhandlungen mit dem Finanzamt Oldenburg und der Oberfinanzdirektion des Landes Niedersachsen wurde ein Verfahren ausgehandelt, das die Stiftung in den Stand setzte, auf die durch Darlehensgeber verzichtete Auszahlung der Zinsen mit einer Spendenbescheinigung zu reagieren. Damit war der Weg frei zur Entwicklung von entsprechenden Finanzierungsmodellen. Der Weihbischof von Vechta bestätigte in einem Unterstützungsschreiben vom 12. März 2001 die Spenden- und Kreditwürdigkeit der Stiftung: "Ich unterstütze das Bestreben der Oscar-Romero-Stiftung - Oldenburg nachdrücklich und uneingeschränkt und möchte eine finanzielle Unterstützung dieses Projektes sehr empfehlen." Mit diesem Brief und dem Konzeptpapier, dass den Hintergrund der Stiftung beschrieb, eine Zustandsbeschreibung des alten Hauses gab, Chancen, Ziel und Zweck des bisherigen Oscar-Romero-Hauses aufzeigte, den hochschulpastoralen Ansatzpunkt beschrieb und Leitlinien für den Neubau des Oscar-Romero-Hauses aufzeigte, konnten wir über 170 Personen, Gemeinden, Institutionen aus Oldenburg, dem Offizialatsbezirk, dem Bistum Münster sowie aus dem ganzen Bundesgebiet, aus den Niederlanden und Großbritannien gewinnen und damit ca. 25% der anvisierten Baukosten "einsammeln". Im November 2002 fasste der Kirchensteuerrat den Beschluss, die Restfinanzierung zu sichern. Damit konnten die Pläne für das Oscar-Romero-Haus erstellt werden. Mit der Entwurfsplanung beauftragt wurde der Architekt des Offizialates, Martin Denzinger, mit der Ausführungsplanung die Architekten Michael Ecke und Ina Bischoff aus Oldenburg. Im November und Dezember 2002 wurde das Grundstück in Selbsthilfe gerodet; 29 Bäume mussten gefällt werden, die teilweise über 80 Jahre gewachsen waren. Weitere 50 Sträucher mussten entfernt werden. Die letzten Bewohner zogen im Oktober 2002 aus dem Oscar-Romero-Haus aus. Vom 9. - 11. Juli 2003 verabschiedeten wir uns mit einer Kunstinstallation von unserem alten Haus, die Promovierende der Carl von Ossietzky-Universität angeregt hatten. Zehn Künstler/innen aus Wilhelmshaven, Berlin, Münster, München und Oldenburg installierten Werke. Ein interdisziplinärer Dialog mit manchen Professoren und Professorinnen sowie dem Präsidenten der Universität konnte am 10. Juli 2003 den Höhepunkt der Installation markieren. Am 04. September 2003 erhielten wir endlich die Baugenehmigung der Stadt Oldenburg. Die Bauarbeiten begannen am 04. November 2003 mit den Abbruch- und Erdarbeiten auf dem Grundstück Bloherfelder Str. 24a. Am 06. Februar 2004 wurde der Grundstein gelegt. Am 04. November 2004 konnte das Oscar-Romero-Haus und der neue Raum der Stille seiner Bestimmung übergeben werden. Den Einweihungsakt nahm Weihbischof Heinrich Timmerevers vor. Als Vertreterin der Zentralamerikanischen Universität der Jesuiten in El Salvador und der Tutela Legal, dem Menschenrechtsbüro, der Erzdiözese San Salvador kam Dr. Maria Julia Hernandez, die eine enge Mitarbeiterin von Erzbischof Oscar A. Romero in den Jahren 1977 bis 1980 war und die das Menschenrechtsbüro leitet. Sie berichtete über "Das erste Urteil bzgl. des Mordes an Erzbischof Romero vor einem Gericht der Vereinigten Staaten von Amerika". (vgl. Artikel unter Menüpunkt "Oscar Romero") Prof. Dr. Giancarlo Collet aus Münster referierte über "San Romero de America: Symbol gelebter Solidarität" (vgl. Artikel unter Menüpunkt "Oscar Romero"). |